Ankommen

Ankommen ist etwas Gutes, oder? Ein Ziel zu erreichen, ob es sich nun um einen Ort oder ein Vorhaben handelt. Anzukommen, das ist definitiv besser als Abschied zu nehmen.

Aber Ankommen ist auch schwierig, kann die letzte Energie aussaugen. Besonders, wenn unerwartet Steine in den Weg gelegt werden.

Ankommen ist schwierig, wenn man an eine gute Willkommenskultur gewöhnt ist, weil man woher kommt, wo stetiges Kommen und Gehen Alltag ist und alle gerade eben noch Neuankömmlinge waren, sich gut daran erinnern und entsprechend zugewandt auf die noch Neueren zugehen.

Willkommenskultur?

Ich habe eine Veranstaltung besucht, in der auch von Willkommenskultur die Rede war. Zwar in einem anderen Zusammenhang, aber gleichzeitig wurde überdeutlich, dass es nach wie vor keine Willkommenskultur in der Organisation gibt, der ich schon seit Jahrzehnten angehöre. Sich um Gäste, Neue, Fremde zu kümmern – das war vor 30 Jahren unüblich und scheint es heute immer noch zu sein. Schade. Ich habe einen langen Atem, ich weiß, dass ich viel Energie und Geduld in mein Ankommen hier stecken muss. Aber andere kommen einmal, bleiben für sich, gehen und kommen nicht mehr wieder.

Zum Glück auch Schönes

Es gibt aber auch die guten Erlebnisse. Ein Paket, dass ich an der Packstation abhole, ist dreimal so groß wie erwartet, und ich muss ziemlich kämpfen, um es nach Hause zu schleppen. Als ich gerade wieder absetze, um eine kurze Pause zu machen, überquert eine Frau die Straße und sagt: „Ich helfe.“ Und dann hilft sie mir, mein übergroßes Paket nach Hause zu tragen, und ich muss beinah weinen, weil ich so dankbar für dieses Gesehen werden bin. Danke, liebe Unbekannte, das hat mir mir mehr als nur den Tag gerettet.

In der Nachbarschaft lebt eine ältere Dame, die sich bei der ersten Begegnung vor mir aufgebaut hat, mich von Kopf bis Fuß gemustert hat und dann lächelte: „Sie sind eine Nette, das sieht man. Schönen Tag noch.“ Und dann machte sie den Weg frei und ging weiter. Ich bin ihr inzwischen ein paar Mal begegnet, jedes Mal ein kurzer freundlicher Gruß. Das mag furchtbar banal sein, und doch bedeutet es mir hier, wo ich mir gerade erst ein soziales Umfeld aufbauen muss, wirklich viel.

Unfreiwillig komisch

Ankommen, neu zu sein, das heißt auch, offen zu sein, einen unverstellten Blick zu haben. Zum Beispiel bei der Zoo-Werbung oben im Beitragsbild: Prima, wir machen einen Familienausflug zum Friedhof? Kontext, liebe Werbebranche, Kontext! Zwei, drei Tage, nach dem ich das Bild bei mastodon gepostet hatte, wurde das Plakat ausgetauscht. Nun werden angehende Erzieher:innen gesucht. Am Friedhof. 😉

Aber auch, wenn es (noch?) anstrengend ist: Ankommen, das ist gar nicht so übel, auch wenn es manchmal nicht so einfach ist. Neues Kennenzulernen, neue Bekanntschaften zu machen, etwas zu entdecken – ich mag das.

 

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