Novembergrau

Novembergrau

Der November ist nur mein zwölftliebster Monat. Der kann eigentlich weg. Die bunten Herbstfarben werden durch Grau abgelöst, Blätter hängen nicht mehr schön und bunt an den Bäumen, sondern landen als Unfallgefahr auf dem Boden (mir ist schon zweimal das Rad weggerutscht). Dazu unfreundliches Wetter, es wird kalt und feucht. Okay, immerhin kein Heizungsäquator in Deutschland, kein Warten bis zum 15. November, bis die Heizung angeht. Mir geht’s an sonnigen (und erst Recht an sonnig-warmen) Tagen viel besser, der November macht alles anstrengender. Für mich ist November trist und düster, der Monat von Verfall und Trauer.

Ein schwarz-weiß Foto, dass eine weitgehend leere Straße im Dunst zeigt, eine Straßenkehrerin fegt Laub zusammen, ein Baoan (Wächter) sieht ihr zu.

November im Pekinger Art District 798

Seit Jahren habe ich gute Strategien, um mich vom November nicht zu sehr runterziehen zu lassen. Gegen das Wetter bin ich machtlos, aber gegen das Grau im Kopf kann ich was tun. Unter anderem gehört dazu, dass ich mich gerade nicht zuhause einigele, sondern aktiv und viel unterwegs bin. Nassregnen lassen mag ich mich nicht, aber wenn’s trocken ist, wenigstens mal eine Stunde rausgehen – das hat zwar nicht den gleichen Effekt wie warme Sonne auf der Haut, aber besser als nichts ist manchmal auch schon genug.

Und jeder November geht vorüber. Dezember ist zwar auch noch kalt und dunkel, aber ich mag die Weihnachtszeit, Januar steht für Neuanfang, Februar ist doof, aber immerhin kurz und ab März geht’s dann wirklich aufwärts.

NaNoWriMo

Und dann ist der November ja auch noch der National Novel Writing Month (NaNoWriMo): Im November im Schnitt jeden Tag 1667 Wörter schreiben, so hat man Ende November einen Romanentwurf mit 50.000 Wörtern fertig. Ich sage bewusst „Entwurf“, dann nicht alles, was ich im November schreibe, landet dann auch wirklich im Buch. Aber durch den „Druck“ (nicht im negativen Sinn), das Tagespensum zu schaffen (oder aufzuholen), ist keine Zeit für Zweifel: „Bin ich gut genug? Wer will das überhaupt lesen? Langweilig! …). Ebenso fehlt die Zeit für Umformulierungen, das Feilen an den Sätzen – das kommt erst nach dem November. Im November musst du direkt eintauchen und drauflos schreiben.

Mit Plot oder ohne?

Ob man vorher einen ausgefeilten Plot hat oder nur eine vage Idee – das ist Geschmacks- und Typsache. Ich habe beides probiert, mit dem ausgefeilten Plot vorher ist das Pensum für mich tatsächlich gut zu schaffen – aber mehr Spaß macht mir das Drauflosschreiben (um dann später mit dem Material weiterzuarbeiten). Wie gesagt, nicht alles davon ist direkt brauchbar, aber gleichzeitig entstehen ohne die Schere im Kopf oft besonderes kreative, intensive Passagen.

In Peking habe ich 2017 das erste Mal am „NaNo“ teilgenommen. Das 50.000 Ziel habe ich zwar nur zweimal erreicht, aber dennoch jedes Jahr wieder viel Spaß und Freude daran und ausbaufähige Entwürfe gehabt. Freude macht mir der NaNoWriMo nicht zuletzt auch, weil es in Peking eine aktive, internationale NaNo-Gruppe (und weitere Schreibtreffs/Initiativen) gibt. Ich fand es schön und inspirierend, nicht allein am Schreibtisch zu hocken, sondern zusammen mit anderen im Café zu sitzen und zu schreiben. Ob mit „Wordsprint“ oder ohne, mit gegenseitigem Vorlesen und Feedback, Gespräche über Gott und die Welt, um dann wieder eine Weile konzentriert schreiben – wunderbar.

Kein Write-in?

In Magdeburg gibt es derzeit kein solches Treffen, vielleicht kommt eines in Halle zustanden, mal sehen. Aber jedes Novemberwochenende im Jiggly Wiggly, im Zarah (oder im Bookworm, den es ja nun leider schon ein paar Jahre nicht mehr gibt) gemeinsam mit anderen zu schreiben, das war schön und motivierend, hat beim Dranbleiben geholfen. Und insgesamt ging der olle November dadurch viel schneller rum.

Da ich nun nicht mehr so zeitreich wie in Peking bin, ist es jetzt eh schwierig, aufs tägliche Pensum zukommen, da hätte ich diese Zusatzmotivation gut brauchen können. Naja, vielleicht ergibt sich ja doch noch ein Treffen, ansonsten halte ich mich an das eine oder andere Online-Event.

3 Kommentare
  1. Timoleon
    Timoleon sagte:

    Ja, und gestern habe ich an Dich und den NaNoWriMo gedacht, da es dazu ein Treffen in der Stadtbibliothek Leipzig gab. 🙂 Ich müsste mich mal erkundigen, ob sich die Gruppe öfter dort im November trifft, evtl. wäre das ja was für Dich?
    Mein zwölftliebster Monat im Jahr ist der Februar. Der zieht sich immer, so ganz ohne Feiertage. Im November beginnt für mich die gemütliche Weihnachtszeit mit St. Martin. Da freue ich mich schon Anfang November drauf und bereite mich seelisch drauf vor (und fange auch an, die Wohnung fertig zu machen, damit man dann dekorieren kann).
    LG,
    Timoleon.

    Antworten
  2. Sari
    Sari sagte:

    Ich finde auch, dass der November ein schwieriger Monat ist. Der Oktober leuchtet meist und ist irgendwie auch mit kleinen Besonderheiten verbunden und erst im Dezember darf es so richtig leuchten. Immerhin dürfen wir uns auf den Laternenumzug freuen…

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  1. […] eventuell möglicherweise vielleicht schon mal erwähnt, wie sehr ich Winter und insbesondere den November verabscheue? Nun ist noch ein Grund […]

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