Vom Radfahren bei Glatteis wird abgeraten

Hatte ich eventuell möglicherweise vielleicht schon mal erwähnt, wie sehr ich Winter und insbesondere den November verabscheue? Nun ist noch ein Grund dazugekommen.

Ich habe mich in den letzten Monaten zu einer begeisterten Radlerin entwickelt. Okay, e-Bike, aber auch das tut es auch nicht ohne Strampeln und ist definitiv besser als nix an Bewegung. Mir macht das Radfahren inzwischen richtig Spaß. Ich hab kein Elend mit Parkplatzsuche, flitze am Stau vorbei (wobei in Deutschland ja drei wartende PKWs an roter Ampel schon als Stau gelten… #rolleyes), stehe mir nicht beim Warten auf die Straßenbahn die Beine in den Bauch, sondern bin unabhängig und vergleichsweise schnell und das auch noch umweltfreundlich unterwegs. Auch die Magdeburger Rumpel“radwege“ samt matschig-rutschiger Laubhaufen haben mir zwar Respekt eingeflößt, aber ich konnte sie immer gut umschiffen. Regen? Ganzkörperkondomcape (taugt nur bedingt, bessere Lösung wird noch gesucht), Regen hält mich nur ab, wenn es wirklich aus allen Richtungen gleichzeitig schüttet.

Über Nacht ist es glatt geworden

Am vorletzten Novemberabend hatte ich abends noch einen Termin, da bin ich ohne Weiteres mit dem Rad hin- und zurückgekommen, obwohl es geschneit hatte, doch die Straßen waren geräumt, das ging wirklich gut. Donnerstagmorgen also nicht groß nachgedacht, aufs Rad gestiegen, losgefahren und sofort gemerkt: ganz dumme Idee. Es war unglaublich glatt. Nix geräumt oder gestreut. Direkt Abspringen wollte ich mit Rücksicht auf meinen nach Reitunfall vermurksten Knöchel nicht. (So bin ich einmal wegen einer Rotlichtsünderin, die mir vor den Scooter gelatscht ist, in Peking abgestiegen und hatte wochenlang „Spaß“.) Also ausrollen lassen auf eine sichtbar trockene Stelle, wo nachts ein Auto geparkt hatte – hätte klappen können. Hat es aber nicht. Das Rad ist weggerutscht und plopp lag ich wie ne Flunder auf der Straße und hab auch noch mit dem Gesicht gebremst. Kann sein, dass ich kurz weggetreten war, jedenfalls war ich erstmal total geschockt und hab Angst gehabt mich zu bewegen.

Nur eine Beule?

Ein Hausmeister hat das Elend gesehen und mir hochgeholfen und mich die paar Schritte nach Haus gebracht, ich bin wie ne 120jährige die Treppen in die Bude hoch, hab mir das Blut abgewaschen und erst noch gedacht, nicht so wild, nichts was genäht werden müsste. Viel Blut, aber nur leichte Abschürfungen. Aber dann wurden die Knie weich, mir wurde übel und ich hab angefangen zu zittern und gemerkt, dass ich nicht wirklich okay bin, also dem Chef ne Nachricht geschrieben und mit ’nem Taxi zum Doc gefahren. Da bin ich dann zusammengeklappt und wurde in die Uniklinik verfrachtet, immerhin durfte ich mir aussuchen, ob Krankenwagen oder Taxi. Taxi, ist doch nur ne Beule…

Unterm Strich: Schwein gehabt

In der Notaufnahme war die Hölle los, aber 5 Stunden später war klar: Schwein gehabt, CT ist okay, nur Prellungen, Schürfwunden und Schädel-Hirn-Trauma 1. Grades (= Gehirnerschütterung). Weil ich versichert hab, dass K5 zuhause ist (inzwischen war es nachmittags und Freitag war schulfrei, dann Wochenende), durfte ich nach Hause, da wird häufiger nach mir geguckt als im Krankenhaus.

Erst ging es wie erwartet bergauf, die Schrammen und Macken im Gesicht und an den Händen sind superschnell verheilt, nur mein Bein ist immer noch grün und blau. Kopfschmerz und Übelkeit waren dank Tabletten auszuhalten, nach ein paar Tagen hab ich schon frohlockt: wieder okay, aber das war leider nicht so. Mir war so schwindelig, dass ich mich kaum auf den Beinen halten konnte. Also ging es wieder zurück in die Horizontale. Seit Freitag mache ich weisungsgemäß kurze Spaziergänge, und nun ist es endlich überstanden.

Mütze und Kapuze ersetzen jedenfalls keinen Helm, und ohne Helm steig ich nie wieder aufs Rad. Nicht nur bei Glatteis, sondern immer. So ein Schädel, der nicht funktioniert, wie er soll – das war so gruselig, brauch ich nie wieder. Aber aufs Rad steig ich wieder. 🙂

5 Kommentare
  1. Sabrin
    Sabrin sagte:

    Aje, da hattest du aber echt Schwein gehabt. Ich hab mich einmal lange macht mit dem Rad und direkt ne fette Platzwunde am Kp, na ja, ich hab leider nichts draus gelernt. xD Ich fahre noch immer ohne Helm, eigentlich richtig dumm. Ich glaube für nächstes Jahr, wenn es wieder aufs Rad gehen soll, heißt es, neue Helme für die Familie kaufen. Der Sohn wird nicht begeistert sein, aber Krankenhaus muss nicht sein.

    Gute Besserung.

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  2. Sari
    Sari sagte:

    Oh man, gut, dass es nichts Ernsteres ist. An bestimmten Tagen trage ich auch einen Helm und bei bestimmten Strecken und ich weiß, ich müsste das viel häufiger tun, da ich auch viel mit dem Rad unterwegs bin. Gute Besserung Dir weiterhin!

    Neulich habe ich auf dem Fußballplatz mal einen Ball abbekommen. Erst dachte ich es geht, aber ich hatte eine Woche lang starke Kopfschmerzen und Seheinschränkungen, wie bei einer Migräne.

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  3. Lin
    Lin sagte:

    Danke Euch!

    Inzwischen bin ich schmerzfrei, arbeite wieder. Nur schwindlig ist mir immer wieder noch, das muss noch abgeklärt werden. Ist lästig, aber ich merke, wann’s kommt und kann damit umgehen, da guckt diese Woche noch ein HNO drauf und dann möchte ich den Mist auch gern endgültig abhaken.

    Dass ich keinen Helm aufhatte, tat fast am meisten weh. Ich bin in China nie ohne Helm Zweirad gefahren, egal ob „zu heiß“ oder „zu kalt“. Und hier hab ich das aus den Augen verloren. So doof!

    Naja, jetzt hab ich nen Helm, sogar mit Rückstrahler. Nochmal brauch ich das nicht, war so schlimm genug – und ich hab noch Riesenglück gehabt. Jedenfalls: nie mehr oben ohne. 🙂

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  4. Anne
    Anne sagte:

    Ach du grüne Neue, da hast du aber echt nochmal Glück gehabt – auch wenn das schon heftig klingt, aber es hätte ja noch viel schlimmer kommen können. Beruhigend zu hören, dass es dir langsam wieder besser geht! Bitte lass es aber langsam angehen und pass auf dich auf. <3

    Ich steig tatsächlich nie ohne Helm aufs Fahrrad oder Pferd. Klar, es kann auch sonst jede Menge kaputtgehen, aber der Kopf ist einfach das Empfindlichste. Eine Freundin hatte vor Jahren einen Reitunfall, bei dem klar war, ohne Helm wäre sie wahrscheinlich gestorben (der Klassiker – Kopf auf Stein). Das lässt einen schon schlucken.

    Alles Gute dir!

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    • Lin
      Lin sagte:

      Danke Dir.

      Ja, vom Reiten hab ich auch Blessuren, aber zum Glück nicht am Kopf, obwohl wir damals auch nicht konsequent behelmt waren… Ist schon schlauer, keine Ausnahmen zu machen.

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