Rückspiegel (6)

Die letzte Zeit im Rückspiegel: Alltagsbeobachtungen, Anekdoten, Gedanken, die in wenigen Zeilen erzählt sind oder mit einem Bild (oder vielen) ausgedrückt werden können.

Es ist hart

Letzte Woche habe ich endlich die Zeugenvernehmung hinter mich bringen können. Das war noch härter als befürchtet, vor allem, weil ich mich hinterher noch einmal komplett zerstört gefühlt habe.

Ich balanciere auf einem Hochseil und wünsche mir nichts sehnlicher als festen Boden unter den Füßen. Stattdessen schwingt das Seil unvorhersehbar, und es raubt mir meine ganze Kraft, dagegenzuhalten und nicht abzustürzen.

Aber es werden zunehmend mehr gute und weniger schlimme Tage.

Anfang des Monats war der Jahrestag meiner Ankunft in Magdeburg. Zwei Jahre bin ich schon/erst hier. Ich habe mir hier ein neues, gutes Leben aufgebaut, ich kann nach vorne sehen und ich lass mir das von niemanden kaputt machen. Und auch wenn ich immer noch auf dem Hochseil balanciere – ich habe ein Netz, dass mich auffängt, sollte ich fallen.

Zoobesuch

Ende März war ich zum ersten Mal im Magdeburger Zoo. Nun habe ich eine Jahreskarte und werde häufiger hinfahren „müssen“.

Trogbrücke (1)

Letztes Wochenende bin ich nach einem Termin am Ende der Welt über die Dörfer zurück nach Hause gefahren und mit der Rogätzer Fähre über die Elbe rüber. Das war nett, ebenso der Schipper. Nächster Zwischenstopp war das Wasserstraßenkreuz – da war ich tatsächlich zum ersten Mal. Besonderheit jetzt: die Trogbrücke ist trockengelegt, weil sie gewartet werden muss. Richtig dichte ran bin ich wegen der Absperrungen nicht gekommen, aber immerhin.

Trogbrücke (2)

Eigentlich war mir gestern mehr nach Verkriechen, aber das Wetter war so traumhaft, dass ich mich nachmittags doch aufs Rad geschwungen hab. Diesmal hab ich den Elberadweg Richtung Norden genommen – und mit jedem Kilometer (44 km waren es am Ende) habe ich mich besser gefühlt. Daran konnten auch die Trillionen von Insekten und die teils sehr düsteren, einsamen Abschnitte auf der Rückfahrt nichts ändern, auch wenn mir da doch ganz schön die Düse ging. Aber das tolle Licht, die Stimmung nicht nur an der Trogbrücke – das war es wert.

 

Koalition oder nicht, das ist hier die Frage

Ich darf mit darüber abstimmen, ob die SPD diese Koalition eingehen wird – oder nicht. Ich habe mich noch nicht entschieden, denn abgesehen von etlichen inhaltlichen Kröten, die zu schlucken wären, ist da noch die größte Kröte: der designierte Kanzler. Die Frage ist: was ist die Alternative? Es ist halt nicht so, dass ich mich hinsetzen könnte und an jeden Punkt ein Plus oder Minus setze und am Ende zusammenrechne, sondern das „was wäre wenn“ muss auch mit bedacht werden. Also werde ich in den nächsten Tagen noch viel lesen und diskutieren und nachdenken. Eine wichtige Frage ist: könnte es mit dieser Koalition gelingen, Menschen wieder in die gesellschaftliche Mitte zurückzuholen, so dass bei den nächsten Wahlen die #fckafd keine Rolle mehr spielt? Es bleibt jedenfalls das schale Gefühl, dass es hier keine wirklich richtige, gute Entscheidung gibt, sondern nur das kleinere Übel. Seufz.

Raus

Was für eine Woche, privat wie politisch. Ich kann immer noch nicht fassen, dass der CxU-Kandidat das wirklich durchgezogen und mit den Blaubraunen gemeinsame Sache gemacht hat. Das ist nicht nur charakterlich erbärmlich, sondern ein Dammbruch. Nichts mit Brandmauer. Auch wenn die vielen kleinen und großen Demos gerade Mut machen – unterm Strich mache ich mir große Sorgen, nicht nur mit Blick auf die Bundestagswahl, sondern auch darüber hinaus. Aber selbst das tritt hinter die private Baustelle zurück, über die ich – noch oder nie – nicht schreiben werde. Jedenfalls musste ich heute mal raus, Kopf frei kriegen, Gedanken und Gefühle sortieren.

Kalt, aber sonnig und trocken: rauf aufs Rad und mal gucken, wo mich das hinfährt. Eigentlich keine Überraschung, an die Elbe natürlich.

Und zack, wenn man vergisst, dass die Einstellung auf maximaler Unterstützung ist, ist man ratzfatz hier… (Schönebeck voraus).

Vergessen hatte ich auch, das Rad einzustöpseln und wie erwähnt: kalt war es auch. Folge: Akku leer, d.h. ab jetzt das schwere E-Bike schön selbst voranstrampeln. Hab‘ kurz überlegt, mit der Bahn zurückzufahren, aber draußen sein und keine Leute sehen zu müssen, war deutlich verlockender. Dann gibt’s halt Muskelkater, so what.

Gibt einige Ruinen und lost places entlang der Strecke, aber allein bin ich zu ängstlich, die zu erkunden. Das wäre mal was mit Begleitung.

Auf der Elbbrücke habe ich noch mal angehalten und die Aussicht genossen.

Diese Schönebecker Fachwerkhäuserzeile ist wirklich sehenswert.

Keine Menschenseele. War genau das Richtige heute.

Schönes Licht gab’s auch dazu.

Wald und Weite.

Wie gesagt: wirklich tolles Licht.

Hallo Dom, ich bin auf dem richtigen Weg. 🙂

Mein Lieblingsbild von heute. Dom, Wasser und so wundervolles Licht.

Falls ich das noch nicht erwähnt habe – wirklich schönes Licht. 🙂

Und zum Abschluss noch ein Frühlingsgruß (am 2. Februar!) aus dem Rotehornpark.

Jetzt bin ich platt, ich ahne den Muskelkater, aber ich bin ruhiger als vor der kleinen Tour. Sollte ich unbedingt wieder regelmäßig machen.

Hallo 2025!

Wie der Junior und ich seit letztem Jahr wissen, als wir vor verschlossenen Ladentüren standen: der 6.1. ist in Sachsen-Anhalt Feiertag – und heute war damit der letzte freie Tag, bevor uns morgen der Alltag wieder hat.

Kurzer Blick zurück auf die Ferien

Weihnachten haben wir dieses Jahr leise und unaufgeregt, aber total harmonisch in meinem persönlichen Bullerbü gefeiert. K3 und seine Familie, K4, K5 und ich – das hat gut gepasst und war schön. So leise Weihnachten ohne Stress, das war so kurz nach dem Anschlag genau das Richtige für mich. Am 1. Feiertag gab es den obligatorischen Vogel, am 2. Feiertag ist K4 schon mal zurück nach Hamburg gefahren.

38C3

K5 und ich sind ihm am 27. frühmorgens gefolgt: 38C3! Mein Fokus liegt dabei nicht auf dem Hacken selbst, sondern auf den Ergebnissen: dem, was durch Hacker an Sicherheitsrisiken und problematischen Auswüchsen der Digitalisierung offenbar wird – und wie man das für die breite Öffentlichkeit übersetzen kann, wo das Problembewusstsein dafür nicht besonders ausgeprägt ist: Volkswagen, elektronische Patientenakte sind da nur zwei von vielen aktuellen Problemen. Eine Idee, die ich mal angehen könnte, habe ich auch mit nach Hause genommen, allerdings wird das aus Zeitmangel wohl eher ein Ferienprojekt. Mal sehen. Schön für mich: auf und am Rande des Kongresses habe ich meine Schwestern und alle Kids bis auf K3 gesehen, den ich ja aber hier in der Nähe habe.

Trotz Kongress habe ich mir die Zeit genommen, um viel zu schlafen. Also wirklich viel schlafen und betüddelt werden von meiner Freundin. Vielen lieben Dank dafür, das tat unglaublich gut. Silvester haben mein Freundin, K4, K5 und ich zusammen gefeiert, und auch das war ein eher leiser, gemütlicher Abend.

Das Neue Jahr

Ich bin eine geborene Optimistin, das ist für mich überlebensnotwendig. Aber ich bin wohl noch nie mit so wenig Optimismus wie bei diesem Jahreswechsel in das Neue Jahr gestartet, nicht mal während der Corona-Jahre, wo es ja immer die Hoffnung gab, dass es aufwärts geht. Die ersten Tage in 2025 haben bisher auch eine eher dämpfende Wirkung. Der sich ausbreitende Faschismus, sei es in Deutschland oder bei unseren Nachbarn, sie es die Sicherheitslage auf der ganzen Welt, sei es die Vorherrschaft von Fake News und Dumpfbratzentum – wie hält man das auf und wirft das Ruder wieder rum in Richtung Fortschritt, Wissenschaft und ein humanistisches Weltbild?

An Neujahr sind K5 und ich jedenfalls wieder früh aufgestanden und einmal durch die ganze Republik gefahren: Besuch bei meiner Mutter in Altötting. Überraschung: trotz leichter Verspätung haben wir alle Anschlüsse bekommen und auf der vorletzten Etappe dann auch so schöne Ausblicke: ein Hauch von Schnee, Sonnenuntergang, Pastellfarben – traumschön. Ich hätte durchaus aussteigen und fotografieren wollen, aber meine Mutter hat ja auf uns gewartet.

Fotografieren?

Das private Fotografieren ist im vergangenen Jahr zu kurz gekommen, das möchte ich dieses Jahr anders machen, und darum werde ich wieder mit einem 52-Foto-Projekt = Bild der Woche starten.

Der Besuch bei meiner Mutter war schön, wenn auch relativ kurz. Aber das bayrische Kontrastprogramm tat gut, vor allem weil K1 und seine Partnerin als Überraschungsbesuch auch noch dazugekommen sind. Schön.

Am Samstag sind wir schon wieder heimgereist. Anders als auf der Hinfahrt war es stressig, weil es vor jedem Umstieg wegen Verspätung hieß „Alternative Verbindung suchen“ – mit Ach und Krach haben wir aber doch alle geplanten Anschlüsse bekommen. Entspannt geht anders, also war es komplett richtig, dass wir das verlängerte Wochenende „Hardcorefaulenzen“ in unseren Kalendern hatten.

Nun bin ich gespannt darauf, was uns 2025 bringen wird – privat, politisch (nicht nur in Deutschland mit der Bundestagswahl), gesellschaftlich. Voller Tatendrang bin ich jedenfalls.

Ich hoffe, dass ich am Ende positiver auf 2025 zurückblicken kann, als ich jetzt darauf schaue.

Hamburch

Vergangenes Wochenende war ich zu Besuch in Hamburg und hatte endlich mal ein bisschen Zeit, mich an einem meiner Lieblingsorte auf dem Globus aufzuhalten: an den Landungsbrücken. Lustiger Zufall: meine Spotify-Playlist ist gerade bei Hamburch, meine Perle und Landungsbrücken raus

Oha, hier hat sich auch ein bisschen was verändert, schnieke! Aber der Blick, der Geruch (diese unverwechselbare Mischung aus Fischbrötchen und Currywurst, Pommes, Holsten, Brackwasser), das Gefühl, das Fernweh – das ist gleich geblieben. Für einen gewöhnlichen Sonnabendvormittag waren es für mein Empfinden ungewöhnlich viele Menschen, wobei strahlender Sonnenschein und ein Rest sommerlicher Wärme natürlich viele Menschen nach draußen gezogen haben.

Langsam schlendere ich in Richtung Baumwall. Achja, die Rickmer Rickmers. Wie oft habe ich hier meinen Besuch hingeführt – jetzt bin ich selbst Besucherin.

Keine Zeit heute, um mit der 62 nach Finkenwerder rüber zusetzen und die Familie südlich der Elbe heimzusuchen.

Und auch für die Elphi fehlt wieder mal die Zeit. Ich war tatsächlich noch nie auf der Plaza, geschweige denn drinnen…

Also, wer auch immer sich in Hamburg mit mir verabreden möchte, Landungsbrücken bevorzugt, bei schlechtem Wetter halt Portugiese oder Hardrock-Café. 🙂

Aber ich muss weiter, ich bin im Yu Garden verabredet. Was mir erst später auffällt: ziemlich exakt 10 Jahre, nachdem ich dort am Konfuzius-Institut mit dem Chinesischlernen begonnen habe.

Damals war ich allerdings noch nicht im originalen Yu Garden in Shanghai. Heute weiß ich, dass es dort wirklich ganz ähnlich aussieht – ja, das lässt sich hier nicht nur bei so traumhaftem Wetter gut aushalten. Nur das Essen im Hamburger Yu Garden ist sehr eingedeutscht. 宫保鸡丁ohne Erdnüsse und nicht mal minimal scharf – pffff. Immerhin, es gibt Tsingtao (was ich den craft beers ausnahmsweise mal vorziehe).