Hoffnung?

Wir sind mehr

Natürlich hängt mein Herz noch an Hamburg, und wenn in Hamburg Gutes passiert, freut mich das. Dass die Demo gegen Rechts wegen Überfüllung abgebrochen werden musste, stimmt mich besonders froh. Selbiges gerade in München. Und überall in der Republik kommen Tausende, Zehntausende, in der Summe Hunderttausende zusammen.

Aus Magdeburg gibt es nicht ganz solche Rekordzahlen zu vermelden, allerdings ist hier schon die ganze Woche über Aktionswoche gegen Hass und Hetze – und das war erfolgreich: Naziaufmärsche anlässlich des Jahrestags der Zerstörung Magdeburgs im 2. Weltkrieg hat es nicht gegeben. Auch das ist eine sehr gute Nachricht.

Zusammenhalt ist nötig

Kurzer Exkurs: schon wieder höre ich von Konflikten innerhalb der Aktiven, wer mit wem gemeinsam aufrufen kann und wer nicht beim organisieren dabei sein soll; Abgrenzungen oder Unwille zur Zusammenarbeit, weil man mit einzelnen Positionen, Parteien (demokratischen!) oder Personen Probleme hat. Das gab es schon mal, und wir wissen, wo’s hingeführt hat. Aktuell geht es um nichts weniger als die Verteidigung der Demokratie bevor die Demokratiefeinde diese abschaffen. Diese Spaltung und Zersplitterung stimmt mich traurig.

Wenn nicht mal die fortschrittlichen Kräfte in der Lage sind, mit Kompromissen und Widersprüchen zu leben, wie sollen dann die Verblendeten, Verführten überzeugt werden, die auf die vermeintlich simplen Antworten der AfD auf die komplexen Herausforderungen unserer Zeit hereinfallen?

Wann, wenn nicht jetzt?

Die Umfragewerte der AfD sind bedrückend, viel zu hoch. Dass – regional unterschiedlich ausgeprägt – bis zu einem Drittel der Leute sich bei denen wiederfindet, ist erschütternd. Hat die Gesellschaft und besonders das Bildungssystem so krass versagt, nicht nur bei der Vermittlung von Geschichte, sondern auch von Werten?

Da schenkt es gerade ein bisschen Hoffnung, dass die schweigende Mehrheit nicht mehr schweigt, sondern überall im Land laut und sichtbar wird. Aber so ermutigend das ist: es wird nicht reichen, ist aber hoffentlich Anstoß, entschlossener gegen die AfD vorzugehen.

AfD-Verbot jetzt auf den Weg bringen

Denn Hoffnung und der Hashtag #wirsindmehr allein, das reicht nicht. Seit der Correctiv-Berichterstattung über das Potsdamer Treffen sollte jedem und jeder klar sein, wohin die Reise mit der AfD geht. Es ist höchste Zeit für ein Verbot. Die Mütter und Väter des Grundgesetzes standen noch unter dem direkten Eindruck des Dritten Reichs und haben sich etwas dabei gedacht, als sie das Instrument des Parteienverbots entwickelt haben. Ich kann das Gegenargument „man muss die AfD politisch stellen“ nicht mehr hören – das ist zwar auch wichtig, klappt dennoch seit vielen Jahren nicht, die AfD ist im Aufwind. Das mit der Medienkritik lasse ich heute mal außen vor, false balance und Co. haben aber auch einen nicht zu unterschätzenden Anteil am Aufstieg der Blaubraunen.

Ein Verbotsverfahren wird sich jahrelang hinziehen, und wenn’s ganz übel läuft, könnte es scheitern. Aber beides ist kein Grund, es nicht zu tun. Chan-Jo Jun, Anwalt und unter anderem am Bayrischen Verfassungsgerichtshof tätig, glaubt, dass selbst ein gescheitertes Verbotsverfahren der Demokratie nutzen könnte, weil es die AfD zwänge, sich zu entradikalisieren. Aber das Scheitern ist unwahrscheinlich, die Situation heute ist doch eine andere als beim NPD-Verfahren.

AfD-Verbot ist das eine, das andere ist, dass damit das braune Gedankengut nicht aus den Köpfen der AfD-Anhänger ist. Ich wünsche mir, dass der Rechtsstaat seine Mittel stärker ausschöpft: in den Reihen der Bundeswehr und der Polizei (wieviele Ekel-Chats sollen denn noch bekannt werden, bevor sich was tut?), in der Lehrerschaft, in Behörden (gerade in Ausländerbehörden sollte mal genauer hingeschaut werden). Schluss mit der angeblichen Toleranz, die nichts weiter ist als Beliebigkeit. (Den Popper-Exkurs spare ich mir jetzt mal.)

Das „politische Stellen der AfD“ muss trotzdem weiter betrieben werden, hoffentlich mit mehr Erfolg als bisher. Da geht es vor allem auch um Werte. Mit Hass und Hetze, Neid und Missgunst lässt sich keine gute Politik machen. Wer an einer guten Zukunft arbeiten will, muss die Menschen mögen und auch mal gönnen können (bzw. das vermitteln können und nicht direkt immer umfallen). Es braucht beides: AfD-Verbot und gute Politik.

Kein Jahresrückblick

Happy New Year, hallo 2024! Inzwischen haben wir ja Übung darin, das alte Jahr zum Teufel zu wünschen und zuversichtlich ins Neue Jahr zu gehen. Wäre schön, wenn das dieses Jahr klappt… Ich bin jedenfalls froh, 2023 abhaken zu können und möchte lieber nach vorne als nach hinten schauen. Okay, ein bisschen erzähle ich doch von den letzten Wochen, aber es wird kein kompletter Jahresrückblick.

Weihnachten

Der Advent ist nicht nur, aber auch wegen meines blöden Radunfalls nur so vorbeigerauscht. Das erste Mal in Magdeburg, das erste Mal Lichterwelt, die mir echt gut gefallen hat.

Lichterwelt, Domplatz, Magdeburg

Plötzlich war Weihnachten, dass ich mit meinen beiden Jüngsten verbracht habe. Endlich wieder ein echter Weihnachtsbaum! Bei der extremen Trockenheit des Pekinger Winters sind die immer zu schnell tot gewesen, wir hatten daher auf künstlich umgesattelt. Statt des Klassikers Kartoffelsalat und Würstchen gab es Shabushabu, mit original Haidilao-Hotpot-Basis. Sehr gute Idee: keine Mäkeleien. Und natürlich wurde gesiedelt.

Nahaufnahme vom Spiel "Die Siedler von Catan", der Ritter steht auf einer Wiese

Am 2. Feiertag haben sich unsere Wege getrennt. Die Jungs sind nach Hamburg gefahren und hatten mit K1 eine tolle Zeit auf dem 37C3.

Ich bin ans andere Ende der Republik gefahren und habe mich in Altötting von meiner Mutter betüddeln lassen. Das tat gut.

Auf dem Hinweg zum Bahnhof bekam ich das vor Linse.

Magdeburg, Kölner Platz, Hauptbahnhof, Frau trägt großen Ball über dem Kopf

Eigentlich eine super Idee, sich die eigenen Sitzgelegenheit mitzubringen, wenn man mit der Deutschen Bahn fährt. Bisher dachte ich ja, das Bahnchaos beträfe vor allem den Regionalverkehr, aber IC und ICE taugen genauso wenig. Seufz. Es war wieder alles dabei, Gleisänderungen und Verspätungen natürlich, aber auch ein Totalausfall: statt von München nach Hamburg war auf einmal in Nürnberg Schluss. Und auf der Rückfahrt von Hamburg so etwas Mysteriöses wie „Probleme bei der Bereitstellung“ – statt Wagen 8 war Wagen 304 zwischen den Wagen 7 und 9, das macht dann 25 Minuten Verspätung.

Zurück zu Altötting. Das finde ich richtig knuffig, ich bin jeden Tag kreuz und quer durch das Örtchen gestreift. Kirchen statt Tempel, hat auch was. 😉

Altötting

Altötting, Kapellplatz

 

Silvester

An Silvester bin ich nach Hamburg gefahren, wo ich K5 wieder getroffen habe, um mit ihm und alten Freunden Silvester zu feiern. Und das war richtig schön, meine Freundin hat einfach ein Händchen für tolle Partys und lädt immer gut zusammenpassende Gäste ein. Ich hatte Bammel, dass ich einen Sentimentalen kriegen würde, aber dazu war gar keine Gelegenheit. Wir haben so viel gelacht, das war, als ob wir uns alle schon ewig kennen würden und nicht das erste Mal in dieser Kombi zusammentreffen. Die Zeit ist wie im Flug vergangen und plötzlich war es Mitternacht.

Und dann brach die Böller-Hölle los, das war der Hammer. Ich glaube, ich habe noch nie so ein krasses Silvestergeknalle erlebt. Ich bin eigentlich für ein Böller- und Böllerverkaufsverbot und würde es vorziehen, wenn die Gemeinden offizielle Feuerwerke organisieren. Aber dieses Mal hatte das Feuerwerk mit seiner Intensität eine solche Wucht, es lag unüberhörbar, unübersehbar in der Luft, dass es jetzt auch echt mal gut ist mit den Scheiß-Jahren. Mag sein, dass das ein bisschen paradox ist, einerseits für ein Verbot zu sein und das Geknalle andererseits so zu genießen, aber so ist das nun mal: das Leben ist voller Widersprüche. Ich war jedenfalls echt froh, dass ich einen Haken an 2023 machen konnte und diese lautstarke Verabschiedung von 2023 hatte etwas Befreiendes.

Hallo 2024

Immer noch Kriege, Klimakrise und Hochwasser, direkt am 1. Januar Erdbeben in Japan, der Jahreswechsel ist nicht wirklich eine Zäsur, es geht immer genauso weiter. Für mich selbst mag ich das aber, so ein frisches, noch unbenutztes Jahr vor mir liegen zu haben, lauter Chancen und Möglichkeiten. Und natürlich Pläne, Projekte, gute Vorsätze. Das betrifft das Schreiben, das ich immer noch nicht wieder richtig in meinen Alltag integriert hab, und das betrifft das aktive Musikmachen. Dazu ein anderes mal vielleicht mehr.

366 Fotos

Zu meinen geplanten und angefangen Projekten gehört auch die Fotochallenge „Jeden Tag ein Bild“ – 366 Tage, 366 Bilder. Hab ich 2020 schon mal versucht, das ist nach wenigen Tagen wegen der Seuche erledigt gewesen. Mehr dazu und natürlich die am 31.12.2024 hoffentlich 366 Fotos finden sich nach und nach auf dieser Seite.

Gestern war ich viel unterwegs, immer die Kamera dabei, aber richtig ergeben hat sich erst nach Einbruch der Dunkelheit etwas. Ich fotografiere einerseits gerne im Regen, andererseits ist meine Kamera zwar spritzwassergeschützt, aber nicht wasserdicht, also gilt es, mit Schirm zu balancieren oder Toreinfahrten, Hauseingänge, Haltestellen zum Unterstellen zu nutzen. Dunkel war es, kein Stativ dabei  – und dann ist da dieser Spaziergänger mit Hund vor dem Rathaus.

Das erste Bild ist leider total verrauscht und unscharf, nix zu machen, dabei war es genau der richtige Moment. Schade, da muss ich echt noch schneller werden. Ich stand mitten auf dem Alten Markt, habe die Kamera unter der Jacke vorgezogen und mit dem Schirm hantiert… Das zweite ist auch nicht zum Drucken geeignet, aber immerhin.

Ich hätte sonst für das zweite von den 366 Bildern gestern noch dieses zur Auswahl gehabt, aber „Hirsch und Hund“ spricht mich einfach mehr an, auch wenn es technisch Schrott ist.

Hochwasser

Heute war es weitgehend trocken, zumindest von oben; ich bin extra an die Elbe geradelt. Hier ist (noch?) nichts weiter abgesperrt, man kann also gefahrlos und ohne im Weg rumzustehen gucken. Was für ein Gegensatz zum Sommer und dem Niedrigwasser!

An der Elbe in Magdeburg, sehr hoher Wasserstand und Blick auf Hubbrücke und Dom

Aktuell soll der Elbpegel fallend sein. Wäre gut, wenn das so bleibt.