Bild der Woche – 13/52

Immer sonntags poste ich hier mein Bild der Woche.

Wundervoller Frühlingstag am Ostersonntag. Ostermagnolie.

Buchmessenbesuch

Gestern bin ich früh aufgestanden, durch den strömenden Regen zum Bahnhof geradelt (keine Straßenbahn weil Streik), hab mich in den RE13 geschwungen – und fand mich inmitten von Cosplayern wieder. Da hat sich die miese Laune (ich steh einfach nicht auf Regen) sofort verabschiedet, und auch als es dann wieder durch Regen vom Messebahnhof bis zum Eingang ging, kam sie nicht wieder. Nur noch kurz warten, dann öffneten sich die Tore.

Ich habe mich allerdings nicht direkt ins Getümmel gestürzt, sondern erstmal in Ruhe einen Kaffee zum Aufwärmen getrunken. Die erste Station auf meiner Merkliste: Science-Fiction-Autoren diskutieren zum Thema KI. Ein bisschen Zeit war noch, also bin ich ein bisschen durch die Halle gebummelt, um mich am Stand „Science Fiction Autoren“ – und im Gespräch mit Joshua Tree und seinem Bruder Philipp wiederzufinden. Der zweite Band von „Meteor“ fehlte mir noch, nun hab ich ihn samt Widmung. Und das, obwohl ich außer Lob (mich fesselt fast immer die Handlung, ich mag die überraschenden Ideen) auch Kritik hatte (Figurenzeichnung ist nicht die stärkste Seite, China-Stereotypien).

Außerdem habe ich nun einen weiteren Podcast abonniert: Treecorder. Darin unterhalten sich die Tree-Brüder mit Gästen über Science Fiction, und das – von dem wenigen ausgehend, was ich bislang gehört habe – sehr unterhaltsam und sympathisch.

Künstliche Intelligenz: Von Dystopie bis Utopie.

Dann war es auch Zeit für die Podiumsdiskussion: die Tree-Brüder, Ivan Ertlov und Thariot diskutierten über „Künstliche Intelligenz: Von Dystopie bis Utopie“. Es ging los mit der Einstiegsfrage „Team Utopie oder Team Dystopie“. Ich zähl mich zu Letzterem und befand mich da mit einigen wenigen anderen in der krassen Minderheit. Aber wir reden hier ja nur von Literatur, oder? ODER?

Joshua Tree, Ivan Ertlov, Thariot und Philipp Tree auf dem Podium

Minen der Macht – und ein Hörbuchsprecher plaudert aus dem Nähkästchen

Der nächste Programmpunkt, den ich mir vorgemerkt hatte, war eine Lesung der „Fünf Federn“ zusammen mit ihrem Hörbuchsprecher: Robert Frank. Den finde ich so großartig, dass er für mich sogar David Nathan und Dietmar Wunder vom Thron der besten Sprecher verdrängt hat. Und er war auch der Grund für mich, mir diese Lesung anzuhören, Fantasy habe ich jetzt länger schon nicht gelesen. Aber nachdem ich Bernhard Hennen, Greg Walters, Sam Feuerbach, Mira Valentin und Torsten Weitze) erlebt habe – ja, das könnte mir jetzt doch wieder Spaß machen.

Fast eine Liebeserklärung

Robert Frank hat ein bisschen aus dem Nähkästchen geplaudert, wie er sich auf verschiedene Rollen vorbereitet: da lässt er sich vom Tontechniker gerne noch mal vorspielen, wie er eine Figur zuvor gesprochen hat. Wenn Hörbuchsprecher in verschiedene Rollen schlüpfen, kann das ganz furchtbar in die Grütze gehen (z.B. Steffen Groth bei Blackout von Marc Elsberg, ich habe es nur zu Ende gehört, weil die Story packend war).

Nicht so bei Robert Frank, er findet für jede Figur den richtigen Ton – und das so gut, dass ich die komplette Monster Hunter Reihe gehört habe, obwohl Monster, Vampire und Co. nicht wirklich mein Genre sind, elend lange Schilderungen von ach so tollen Waffen und blutigen Kämpfen auch nicht für Begeisterung bei mir sorgen (und obendrauf: ich würde den Autoren auch eher im NRA-Republikaner-Lager verorten). Aber wie Robert Frank die Elfenkönigin, den Geist Mordechai Byreika,  G-Nome, den ehemaligen Lehrer Trip und alle anderen Figuren spricht – das muss man gehört haben, es macht irre viel Spaß.

Jedenfalls war es toll, Robert Frank auch mal live in Action zu erleben.

Treiben lassen und wieder Programm

Die Zeit verging wie im Flug, danach habe ich mich durch die Hallen treiben lassen, unzählige Bücher in die Hand genommen (und viele auf meine eBook-Merkliste gepackt), viele kurze und auch längere Gespräche mit Indie-Autorinnen (schade, dass Space-Erotik so absolut nicht mein Ding ist). Zwischenstopp am Correctiv-Stand aus Wertschätzung und wieder weiter.

Mangas? Mangas!

Der nächste Programmpunkt auf meinem Merkzettel war die Oracle-Lesung von Ursula Poznanski. Weil es inzwischen aber proppevoll war, bin ich lieber rechtzeitig zur Großen Bühne und habe dort dann noch eine Diskussion zu Shonen-Mangas und was diese so stark macht mitbekommen. Dragon Ball, One Piece und YuGiOh kenne ich natürlich durch meine Kinder, von daher war es nicht uninteressant, auch mal aus einer anderen Perspektive zu hören, was vor allem für Jungs das Faszinierende daran ist.

Ursula Poznanski liest „Oracle“

Und dann kam Ursula Poznanski, konstatierte, dass die Runde zu groß sei für Frage-Antwort und hat dann „nur“ aus ihrem neuen Buch „Oracle“ vorgelesen. Ich bin da schon ein Weilchen drum herum geschlichen ohne es zu kaufen, weil ich dachte, es könnte nur ein Remix der bisherigen Bücher sein, aber nun hat es mich doch gepackt, ich will die Geschichte ganz lesen.

Ein langerwartetes Treffen

Nach der Lesung war ich verabredet, ich habe eine Online-Freundin das erste Mal im real life getroffen. Das war super, sofort erkannt, kein bisschen fremd. Jedenfalls ging es ab dann zu zweit durch die mittlerweile proppevollen Hallen. Der Versuch, die Cosplay-Preisverleihung mitzukriegen, ist gescheitert: zu voll. Also haben wir uns dahin treiben lassen, wo es nicht ganz so voll war. Im Antiquariat habe ich ein paar sehr schöne, aber unbezahlbare Goethe-Bände im Ledereinband gestreichelt, ich hab ein China-Quiz bei der Friedrich-Ebert-Stiftung ausgefüllt *kicher*, ich habe für den Junior kein Buch, sondern eine witzige, schielende Wärme-Ente als Mitbringsel erstanden.

China: Geographien einer Weltmacht

Das einzige, was ich noch als Programmpunkt auf dem Zettel hatte war die Vorstellung eines China-Buchs, herausgegeben von Sina Hardaker und Peter Dannenberg. Da war ich einfach neugierig drauf, denn ich habe insgeheim unterstellt, dass das Buch nichts taugen kann, weil es schon im letzten Herbst erschienen ist und die Experten in den Corona-Jahren eher nicht in China gewesen sein können.

Aber da habe ich den Herausgebern Unrecht getan. Es mag einzelne Punkte geben, die veraltet sind (Smog spielt schlicht und einfach nicht mehr die Rolle wie vor 10 Jahren, die Luftqualität in Peking hat sich drastisch verbessert), aber unterm Strich ist das selbst für Menschen wie mich, die ein bisschen was von und über China wissen, ein umfassendes, lesenswertes Werk, was auch den Widersprüchen innerhalb Chinas gerecht wird und auch unterschiedliche deutsche Sichtweisen einbringt – einbringen soll, ich werde es jetzt ja erstmal selbst lesen. Von daher eine sehr erfolgreiche Buchvorstellung. Wenn ich das Buch gelesen habe, werde ich es „drüben“ auf meinem China-Blog vorstellen.

Der Tag klingt aus

Inzwischen war ich platt. Meine Freundin hatte einen Tisch bei einem sehr schönen Leipziger Italiener bestellt, wo wir dann richtig Gelegenheit zum plaudern hatten. Das wird demnächst fortgesetzt. Es war eigentlich noch ein bisschen Zeit, aber ich wurde unruhig und wollte lieber frühzeitig zum Bahnhof. Da stand dann auch schon der letzte direkte Regionalexpress nach Magdeburg bereit. Gut, dass ich so früh dran war, so habe ich noch einen der letzten Sitzplätze bekommen, viele andere hatten nicht so viel Glück und mussten bis Dessau stehen, erst ab da wurde es leerer. Und nochmal ging es mit dem Rad durch den Regeln – diesmal nur nieselnd, aber so fies kalt, dass ich direkt ins warme Bett und sofort weggeknackt bin.

Buchmessen-Fazit

Ich freu mich jetzt schon aufs nächste Jahr. Wenn es irgendwie möglich ist, dann nicht nur einen Tag und nicht nur den übervollen Sonnabend. Da hat sich immerhin das frühe Aufstehen und die frühe Anreise gelohnt, weil zwischen 10 und 12 Uhr die Stände noch nicht so überlagert waren und es in den Gängen kein Gedränge gab.

Die Buchmesse macht Lust aufs Lesen, auf das Sich-Einlassen auch auf andere Genres. Bei mir ist nun auch die Lust am Schreiben wieder da (wobei das derzeit eher am Zeitmangel als an fehlender Lust scheitert). Mich haben die „kleinen“ Stände eher angezogen, denn zu Hugendubel, Thalia und Co. könnte man immer, die großen Verlage haben alle Webseiten, da kann man immer hin und irgendwie drauf zugreifen. Die Cosplayer mittendrin haben das ganze noch bunter und fröhlicher gemacht.

Ich schau mal, ob ich es im Herbst zur Frankfurter Buchmesse schaffe. Aber Leipzig nächstes Jahr – ich bin wieder dabei.

Joshua Tree, Ivan Ertlov, Thariot und Philipp Tree auf dem Podium

Bild der Woche – 12/52

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Besuch auf der Leipziger Buchmesse – mein Wochenhighlight.

Bild der Woche – 11/52

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Besuch in Hamburg – bei der Einfahrt in den Hauptbahnhof. Hallo Spiegel.

Bild der Woche – 10/52

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Ein bisschen Frühling für Zuhause.

Bild der Woche – 9/52

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Magdeburg, 3. März 2024 – Ein Hauch von Frühling.

Die Kunst, neue Bindungen zu knüpfen – und ohne auszukommen

Ich bin in einer Stadt voller Fremder erst gestrandet, dann gelandet und nun so langsam angekommen. Und doch fühle ich mich manchmal wie ein verlorenes Puzzlestück, das nirgendwo so recht hineinpasst. Diese Erfahrung machen sicher viele, die sich in einer neuen Stadt niederlassen, aus welchen Gründen auch immer. Aber egal, warum man in einer neuen Stadt neu anfängt: mit dem Neuanfang kommen auch neue Herausforderungen.

Samstagnachmittag habe ich mein Carsharing-Auto zurückgebracht und bin aus der Innenstadt nach Hause geradelt. Tolles Wetter. Im Fürstenwallpark am Dom blüht ein blau-lila Blumenteppich, fast jeder bleibt hier stehen, um ein Foto zu schießen. Auf dem Domplatz, am Hundertwasserhaus, auf dem Breiten Weg, rund ums Allee-Center – da steppt der Bär. Auch weiter in Richtung City-Carré, Bahnhof und Damaschkeplatz ist richtig viel los.

Aber dann biege ich in die Große Diesdorfer Straße ein und vor mir: nichts. Stille Leere in einer Straße, die mir vor Kurzem noch völlig unbekannt war. Überhaupt fühlt sich die Stadt, die ich inzwischen als mein Zuhause betrachte, merkwürdig still an. Klar, das ist kein Wunder, wenn man vorher in Peking gelebt hat. Dass ich mich in Peking anfangs verloren gefühlt habe: das war zu erwarten. Aber zurück zuhause in Deutschland – damit hätte ich nicht gerechnet, mich selbst inmitten von Menschenmengen verloren zu fühlen.

Manchmal hätte ich gerne einen Kompass, um mich in den sozialen Gewässern der Stadt zurechtzufinden. Es ist, als ob ich auf einem Ozean der Anonymität treibe, ohne zu wissen, welcher Hafen der richtige ist. Die Versuchung, mich in mein kleines Nest zuhause zurückzuziehen, ist groß, aber gleichzeitig weiß ich, dass das keine Lösung ist.

Hier kennt mich noch kaum jemand, niemand hat auf mich gewartet. Ich bin es, die aktiv werden muss, auch wenn das Zeit, Geduld und Kraft braucht.

Ich habe zum Glück meine Familie und meine Freundinnen vor allem in Hamburg, die nun nicht mehr Tausende Kilometer und Langstreckenflüge entfernt sind, sondern nur wenige Hundert Kilometer und ein paar Bahn- oder Autostunden. Gut machbar am Wochenende. Aber mir fehlt jemand vor Ort, hier für den Alltag und das Private, abends nach der Arbeit auf einen Absacker, dieses spontane kurz mal Vorbeikommen oder zusammen was zu unternehmen. Wird sich alles noch finden, aber noch gibt es da eine Lücke.

Aber in dieser Lücke entdecke ich auch meine Stärke und meine Unabhängigkeit. Ich kann mir selbst vertrauen, ich mag meine eigene Gesellschaft und kann gut mit mir allein sein. Und so ganz allmählich gibt es sie, die ersten Verbindungen. Die kleinen Gesten von Menschen in meinem Umfeld, die Gespräche mit ihnen, die mir zeigen, dass ich nicht ganz allein bin.

Es wird.