Sightseeing mit finnischem Besuch

Eigentlich wollte ich ja schon länger wieder regelmäßig bloggen, uneigentlich fehlten Ruhe und Gelassenheit, und es stürmt so viel Neues und Anderes auf mich ein, dass es zu kurz gekommen ist. Aber so langsam rüttelt sich mein anderer, neuer Alltag zurecht und ich habe den Kopf wieder frei.

Wiedersehensfreude

Vergangenes Wochenende kam Besuch aus Finnland: meine Freundin N. und zwei ihrer Kinder, ehemalige Nachbarin in meinem ersten Pekinger Compound. Die beiden Siebzehnjährigen haben damals als Neunjährige eine eigene Sprache (angelehnt an Rabbids Invasion) erfunden, weil der eine kein Deutsch, der andere kein Finnisch und beide noch nicht ausreichend Englisch oder Chinesisch konnten. Die finnische Familie ist schon ein paar Jahre zurück in Europa, hat mich aber in Peking besucht, aber das letzte Mal vor Corona ist halt doch schon lange her.

Wir haben so viel in Peking unternommen, sind zusammen durch China gereist und ich bin so froh, dass diese Freundschaft die gemeinsame Pekingzeit überdauert. Das ist nicht selbstverständlich, viele verliert man doch früher oder später aus den Augen.

Und doppelt schön: auch bei den Jungs war es nach drei Minuten des Beschnupperns so, als hätten sie sich gestern (und nicht vor fünf! Jahren) zuletzt gesehen.

Einhorn, Dom, Lumagica

Am Sonntag haben wir dem Einhorn „Guten Tag“ gesagt und einen Blick in den Dom geworfen, danach hatten die Jungs keine Lust mehr zum Sightseeing. So mussten wir beiden Frauen leider ganz alleine zum Elbauenpark zur „Lumagica“.

Auf einem Rundweg durch den Park wird mit verschiedenen Lichtinstallationen, unzähligen Lämpchen und Lichterketten die Sage vom roten Horn, Elbnixe Elwine und Ritter Willfried erzählt.

Blöderweise habe ich da erst gemerkt, dass eine meiner Handylinsen beschädigt ist, damit ließ sich dann nicht wirklich gut fotografieren. Also Notiz an mich: die Kamera muss doch wieder immer dabei sein.

Unweigerlich musste ich an das Festival of Lights in Peking denken – mehr Lichter auf weniger Raum, keine „Rahmenhandlung“, kein wirklich dunkler Himmel und viel mehr Menschen. Peking halt. Nicht besser oder schlechter, einfach ganz anders. Und ich mag/mochte beides.

Ich freu mich jedenfalls auf die Magdeburger Lichterwelt, die schon bald aufgebaut wird – und keinen Eintritt kostet.

Nun ist der Besuch weitergereist. Aber diesmal dauert es bis zum nächsten Treffen nicht so lang!

Roller fahren

Ich habe noch keinen eigenen fahrbaren Untersatz. Mein Scooter (e-Motorroller) steht in Peking, und ich vermisse ihn sehr. Also gehe ich ziemlich viel zu Fuß (ist auch gut, wenn man eine Stadt neu entdeckt), fahre viel Straßenbahn und ein bisschen Bus.

Pünktlichkeit!

Diese Woche hatte ich vormittags einen wichtigen Termin und bin mit eigentlich großzügigem Zeit-Polster losgegangen. Im Treppenhaus habe ich allerdings eine Nachbarin getroffen, und wenn man die Neue ist, hetzt man da nicht einfach dran vorbei. Am Ende war es dann aber doch eine Minute zu viel Smalltalk, denn der Straßenbahn, mit der ich pünktlich angekommen wäre, konnte ich nur noch hinterherwinken. Mit der nächsten Bahn hätte ich 5 Minuten Verspätung gehabt, aber ich wollte einen guten Eindruck machen – also was tun? (Ja, das hab ich in Peking gelernt, dass ich mit meinem Pünktlichkeitssinn sehr, sehr deutsch bin.)

Leihscooter als letzte Rettung

Taxi? Wir sind in Deutschland, viel zu teuer, und überhaupt, keine Didi-App, wahrscheinlich eh viel zu lange Wartezeit, also keine Alternative. Dann sah ich einen Leih-Scooter, also einen e-Tretroller. Zum Glück hatte ich mir ein paar Tage zuvor die App schon installiert, weil ich wissen wollte, wie das hier funktioniert (im Grunde ähnlich wie die Leihfahrräder in Peking, nur dass man davon immer eines in der Nähe findet, wenn man eins braucht – die Tretrollerdichte ist nicht so hoch). Jedenfalls: das war die Gelegenheit, das mal auszuprobieren.

Leihräder in Peking werden an der U-Bahnstation Lamatempel abgeladen

Massenhaft Leihräder werden an der Metrostation Lamatempel abgeladen und bereitgestellt.

Buckelpisten

App gestartet, Guthaben per Paypal geladen, QR-Code gescannt – und los. Auf dem Radweg wurde ich ganz schön durchgeschüttelt, Huckel durch Wurzeln sind wirklich böse Fallen. Nach zwei Minuten fiel mir auf, dass man schon sehr ortskundig sein muss, um in Magdeburg Radwege als solche zu erkennen. Große Erleichterung, als der Radweg endete und ich auf der Straße weiterfahren durfte – wesentlich komfortabler. Es folgte wieder ein Abschnitt mit Radweg, erst gepflastert (modern, relativ flach/eben, ruckelt ein bisschen), dann asphaltiert (gut). Auf den asphaltierten Strecken macht das Rollerfahren tatsächlich richtig Spaß. Ich erreichte mein Ziel, stellte den Scooter ab. Um die Fahrt abzuschließen, musste ich noch ein Foto machen, auf der die Parkposition erkennbar ist, fertig. Mitten auf den Gehweg schmeißen ist da jedenfalls nicht möglich!

Jedenfalls bin ich so noch pünktlich zu meinem Termin gekommen. Und natürlich macht es mir Spaß, schneller als in meinem Fußgängerschneckentempo unterwegs zu sein.

Derzeit keine gute Alternative

Ich war angefixt, bin seit dem noch ein paar Mal in Magdeburg mit dem Leihscooter gefahren. Aber: wenn mein Guthaben aufgebraucht ist, werde ich das wirklich nur noch im Notfall tun.

Dekorativ gepflasterte Straße.

Hübsch, aber untauglich

Zum einen, weil das Scooterfahren hier auf dem Großteil meiner Wege an Körperverletzung grenzt: Kopfsteinpflaster und Zierpflaster. Sieht hübsch aus und ist besser als totale Versiegelung, aber eine Zumutung für alle, die auf (kleine) Räder angewiesen sind (Kinder/Eltern mit Buggy/Kinderwagen; Rollstuhlfahrende, …). Da wird man dermaßen durchgerüttelt, das Hirn wie im Mixer, fiese Kräfte auch auf die Handgelenke, da muss man schon sehr masochistische Züge haben, um sich das anzutun. Form follows function – das hätte man hier gerne berücksichtigen dürfen. Mobilität ist wichtiger als Optik (zumal es auch „glattere“ Pflastermöglichkeiten gäbe).

Zum anderen, weil die Gebühr echt Wucher ist (mag sein, dass ich von Pekinger Mobilitätspreisen verwöhnt bin, aber ich finde das unverschämt, wenn man mit dem Scooter übers Kopfsteinpflaster rüttelt und mehr zahlt als für die Straßenbahn).

Parkzonen für Scooter? Echt jetzt?

Am Sonnabend habe ich einen Workshop in Halle besucht. Ich hätte entweder eine Dreiviertelstunde zu früh ankommen können – oder ich fahre mit dem Zug eine Stunde später und leihe mir einen Scooter. So hab ich das dann gemacht – und wurde mit dem Unfug der Parkzonen konfrontiert. Dicke, fette Autos dürfen fast überall parken, parken auch dort, wo sie es nicht dürfen.

Am besten direkt mit dem Auto bis ins Wohnzimmer oder in die Bäckerei, aber wenn du einen kleinen eRoller fährst, gehst du bitte die letzten 10 Minuten zu Fuß.

Und das soll es nun demnächst auch in Magdeburg geben! Aktuell sind nur einige wenige Bereiche in der Stadt rot als „no parking“ in der App gezeichnet, und da wo ich das gesehen hab, auch zu recht (Spielplatz/Park). Das Parkzonen“konzept“ hingegen ist unglaublich realitätsfremd – und so wird das nie was mit der Verkehrswende. Damit wird das Konzept ad absurdum geführt, dass solche Leihmobile den Menschen, die nicht unmittelbar an der Straßenbahn-Zug-Bushaltestelle wohnen, lange Fußwege ersparen. Oft ist ja gar nicht der mehr oder weniger lange Spaziergang das Problem, sondern auch, dass man dabei mehr oder weniger schweres Gepäck/Einkäufe transportieren muss und wo man froh über jede gesparte Minute ist.

Menschen fahren mit dem Auto, weil es bequem und schnell ist. Wie wahrscheinlich ist es, dass man sie zu zeitaufwendigeren, unbequemen Möglichkeiten motiviert, die dann auch noch teuer sind?

Mobilität für alle

Mobilität ist wichtig für alle, nicht nur für Autobesitzer. Und: es gibt immer mehr Menschen, die auf einen Mobilitätsmix sitzen und je nach Situation und Ziel zwischen Zug und (Leih-)Auto, (Leih-)Scootern, -rädern usw. wechseln. Da muss echt noch viel passieren, aber die Zeiten, dass Verkehrspolitik nur „zu Fuß“ und „Auto“ kennt, sollten vorbei sein.

Ich selber werde mir wohl wieder einen Scooter (einen eMotorroller) zulegen und keinen eigenen eTretroller. Zum einen, weil es immer wieder auch längere Strecken zurückzulegen gilt, wo der ÖPNV nichts taugt. Zum andern, weil das angesichts der Straßenverhältnisse (nicht nur die kaputten Abschnitte, sondern erst recht das gruselige Kopfsteinpflaster) die größeren Räder und die Straßenbenutzungspflicht doch besser sind als bei einem kleineren Tretroller. Und natürlich auch, weil ich mich in Peking ans Scooterfahren gewöhnt habe. Eigentlich brauchen wir zu zweit mit Deutschlandticket echt kein Auto (und wenn doch mal, ist das Mieten immer noch günstiger als permanent eins erst zu finanzieren und dann unterhalten zu müssen).

Ich bin gespannt, wohin die Reise geht.

Sommertag in Magdeburg – alles Otto?!

Ein Sonnabend im Juni. Ich bin in der Altstadt verabredet und breche bei strahlendem Sonnenschein auf.

Es ist früher Nachmittag, Sonnenlicht, Schatten und Bäume rahmen eine eher unspektakuläre Straße so ein, dass es doch interessant aussieht.

Der Dom

Für richtiges Sightseeing hatte ich leider immer noch keine Zeit, dabei steht eine Stadtrundfahrt/-gang ganz oben auf meiner Wunschliste.

Wenn ich derzeit Termine hab, gehe ich extra immer etwas früher los, um mich auch umsehen und orientieren zu können. So auch gestern, ich wollte mir den Dom wenigstens von außen näher ansehen.

Ottostadt

Auf dem Rückweg komme ich wieder am Dom und dem Dommuseum Ottonianum vorbei. Otto-was? Nach acht Jahren Chinesisch nicht so leicht auszusprechen… Seit 2010 firmiert Magdeburg als Otto-Stadt, um bekannter zu werden. Otto von Guericke und Kaiser Otto der Große (912-973) sind die Namensgeber-Ottos für die Kampagne. Auf der Webseite der Stadt heißt es dazu:

„Die Ottostadt Kampagne greift diese gewachsene Tradition auf, geht aber noch einen Schritt weiter: Sie interpretiert «Otto» als Ausdruck einer geschichtsbewussten und zugleich zukunftsgewandten, kreativen Haltung. Mit diesem neuen Selbstverständnis wollen wir neugierig machen: auf die facettenreiche Stadtgeschichte, auf die heutige Lebensqualität, auf die Wirtschaftskraft und Wissenschaftslandschaft der Ottostadt Magdeburg.“

Und das klingt doch ziemlich sympathisch. Jedenfalls steht vor dem Ottonianum (Ottonanium? Ottonium? Ottonanium? Ich lerne es schon noch!) ein Kaiser Otto, der hier gerade sein Kostüm richtet.

 

Ein bisschen Regen

Ich treffe mich mit dem Junior, um noch einzukaufen. Die Einkaufslandschaft müssen wir noch besser erkunden, so richtig happy sind wir noch nicht. Wir kennen uns bisher nicht gut genug aus, aber das wird schon.

Wir haben den Supermarkt kaum verlassen, da fallen erste, dicke Tropfen, und es gießt direkt los. Wir sind sofort komplett durchnässt, unterstellen müssen wir uns dann auch nicht mehr. Also patschen wir durch den warmen Regen nach Hause – und kaum stehen wir vor unserer Haustür, ist es auch schon wieder trocken. Toll getimed, grins.

Auch wenn ich herrliches Sommersonnenwetter und hohe Temperaturen liebe – für die Natur, Wasserpegel und Landwirtschaft wäre ein bisschen mehr Regen nötig. Dafür hat der Guss nicht ausgereicht.