Bild der Woche – 26/52
Immer sonntags poste ich hier mein Bild der Woche.
Königin der Nacht in den Gruson-Gewächshäusern, Magdeburg.
Immer sonntags poste ich hier mein Bild der Woche.
Königin der Nacht in den Gruson-Gewächshäusern, Magdeburg.
Eigentlich hatte ich für gestern Abend geplant, wieder bei der Critical Mass mitzuradeln. Aber dann hab ich nachmittags den Sondernewsletter der Gruson-Gewächshäuser gesehen: Die Königin der Nacht (Selenicereus grandiflorus) wird blühen! Ich habe zwar gerade etwa eine Million Newsletter abbestellt – Zeit fehlt, Interessen und Location haben sich verschoben, … -, aber den hatte ich neulich nach einer Zeitungsmeldung neu abonniert. Zum Glück! 🙂
So bin ich also kurz vor 19 Uhr am Treffpunkt der Critical Mass nur vorbeigeradelt und weiter zu meiner Audienz bei der Königin. Ich bin eigentlich kein Pflanzennerd, auch wenn ich es gern grün und bunt habe, aber ich gucke schon nach besonderen Fotospots und Motiven, die nicht unbedingt alltäglich sind. Und solche Gelegenheiten bieten ja nicht nur das Motiv an sich, sondern auch die Menschen dort. Spoiler: Ganz vergessen, dass ich hier in Deutschland nicht so hemmungslos Menschen ablichten darf, da musste ich mich aufs Beobachten beschränken. Eventuell sollte ich doch anfangen, immer passende Formulare dabeizuhaben.
Die Königin der Nacht (Selenicereus grandiflorus) ist ein Kakteengewächs. Besonders ist, dass ihre Blüten immer nur für eine Nacht blühen: gegen Abend beginnen die Blüten sich zu öffnen, nach 2-3 Stunden sind sie vollständig geöffnet, am frühen Morgen ist die Pracht vorbei. Die Blüten sind außen karamellfarben, innen weiß mit gelbem Stempel und haben einen Durchmesser von etwa 30 Zentimetern. Die Königin der Nacht blüht nicht nur in einer einzigen Nacht des Jahres, sondern die Blüten können sich unterschiedlichen Tagen öffnen – aber jede einzelne Blüte blüht nur ein paar Stunden.
Freundliche Begrüßung beim Ticketkauf, viel war noch nicht los. Ganz im Gegenteil, es war ziemlich leer. Ich frage die Kassiererin nach dem Weg – und schaffe es dennoch, in die falsche Richtung zu gehen. Aber eine andere Besucherin nimmt mich unter ihre Fittiche und führt mich ohne weitere Umwege zum Ort des Geschehens.
Noch sind die Blüten (fast) geschlossen.
Aber es tut sich was. Manchmal sieht man eine leichte Bewegung an den Blüten, manchmal ist es aber auch nur ein leiser Lufthauch. Und so öffnen sich die Blüten langsam immer weiter.
Die Mitarbeiter der Gruson-Gewächshäuser sind sehr aufmerksam, begrüßen jeden Neuankömmling und bieten individuelle kleine Rundgänge an, denn an diesem Abend gibt es noch eine zweite Besonderheit: auch die Riesenseerose Victoria cruziana blüht in dieser Nacht. Die Besucherin, die zu Beginn so hilfsbereit war, und ich lassen uns das gerne zeigen.
Beim Anblick des Lotus durchzuckt mich kurz Heimweh nach Peking, ich denke an den Lotus am Houhai. Und dann bin ich aber einfach nur dankbar dafür, dass ich das erleben konnte und bin wieder ganz in dem Moment.
Der Mitarbeiter macht uns auch auf die ulkigen Blüten der Pfeifenwinde aufmerksam und sagt, dass in einer Sackgasse noch eine andere Art davon ist. Die schau ich mir natürlich auch an.
Als ich wieder umdrehe, ist der Mitarbeiter weg, aber die andere Besucherin ist noch da. Sie kennt sich aus und führt mich weiter ein bisschen herum – herzlichen Dank dafür. Jedenfalls mache ich dabei auch die Bekanntschaft von Carlo Chamäleon, der mir sonst entgangen wäre.
Nun wird es aber Zeit, zum eigentlichen Star des Abends zurückzukehren. Und tatsächlich haben sich die königlichen Blüten weiter geöffnet.
Es sind zwei Pflanzen: links eine ältere, große, die an der Wand entlang nach oben rankt, rechts in einer Ampel ein Ableger der großen Pflanze.
Es war ein langer Tag für mich, die Blüten sind nun komplett geöffnet, die Gruson-Gewächshäuser werden in einer guten Stunde schließen, das heißt, dem Verblühen könnte ich eh nicht zusehen. Hier ist eine Blüte, die in der Nacht zuvor geblüht hat:
Gereizt hätte mich der langsam dunkler werdende Himmel und das sich verändernde Licht. Aber ich bin echt platt, so bedanke ich mich bei den Mitarbeitern und der Kassiererin, verabschiede mich und radel in der Dämmerung nach Hause.
Zuhause werfe ich einen ersten Blick auf die Fotos, entscheide mich praktisch sofort für ein Lieblingsbild und lasse den Abend gedanklich Revue passieren.
Ich hab mich zwischendrin gefühlt wie in Peking, wenn ich da unterwegs gewesen bin. Natürlich fehlt mir Peking, es ist einfach eine phantastische Stadt. Aber ich merke auch, dass es gar nicht unbedingt „Peking-Feeling“ ist, das mir fehlt, sondern das Unterwegssein, das Finden von skurrilen und besonderen Orten und Gelegenheiten und diese mit viel Zeit und in aller Ruhe aufmerksam zu entdecken und zu beobachten, nicht nur, aber gerade auch mit der Kamera. Ich muss das wirklich häufiger machen, das tut mir gut. Tipps und Hinweise? Immer gern!
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